. . Kontakt | Datenschutz | Plagiat-Schutz |Impressum Stoffwechsel-Erkrankungen bei Pferden
Hufrehe - Huf Pferd

Wenn der Huf leidet, Symptome erkennbar sind, ist es im Grunde genommen schon zu spät. Fehler in der Fütterung, der Haltung und der Bewegung des Pferdes sind bereits passiert, nun werden die "Sünden der Vergangenheit" sichtbar. Das Pferd hat Schmerzen.

Das Pferd versucht dem Schmerz aus dem Hufbereich irgendwie zu umgehen: versucht bei Hufbeinrotation besonders die Zehe zu entlasten, indem es möglichst die Trachten belastet, die Hinterhand irgendwie versucht vorzustellen, damit der Druck von den Vorderhufen "verschwindet". Manchmal ist der Prozess aber schleichend, so das zunächst nur eine gewisse "Fühligkeit" der Hufsohle auffällt. In Wendungen auf hartem Untergrund wird das Pferd sehr vorsichtig.

Woher kommen diese Symptome: was ist der Auslöser der Hufrehe?

Hufrehe: Bis heute hält sich die Idee, dass zu viel Eiweiss eine Hufrehe auslösen kann. Statt der Eiweiße, sind es aber Kohlehydrate, die den Pferdeorganismus überlasten.
Dr. Bingold gliedert Ursachen für Hufrehe in 3 Gruppen:

  • Stoffwechselerkrankungen (Insulinresistenz: Schlagwort Zuckervergiftung)
  • Vergiftungen
    • durch Kohlenhydrate (Zucker, Stärke und Fruktan),
    • Sepsis (Blutvergiftung)
    • oder durch diverse Giftstoffe
  • Mechanische Auslöser in Form der Belastungsrehe

Fruktan als Auslöser von Hufrehe:
siehe Artikel Magere Pferdeweiden kontra Hufrehe und Fett?
Autor: Dr. rer. nat. Renate U. Vanselow

Im Pferd kommt es zu folgenden Prozessen:
Das Pferd nimmt im Tagesverlauf große Mengen von Gras auf, das hohe Mengen an Fruktanen enthält. Diese Kohlenhydrate dienen in der Pflanze unter anderem der Speicherung und dem Transport, sind aber für Pferde nur schwer verdaulich. Bei Stress wie Trockenheit oder Kälte bilden Gräser besonders viel Fruktane. Die körpereigenen Enzyme des Dünndarmes können die Fruktane nur unvollständig zerlegen. Daher gelangen sie in den Dickdarm mit seinen Gärkammern. Dort stören die Fruktane das dortige ökologische Gleichgewicht der Mikroorganismen: Einige dieser Symbionten können sich massenweise vermehren, weil sie die Fruktane verwerten können. Sie bauen sie zu organischen Säuren ab. Der pH-Wert des Darmes sinkt von normal 6,5 auf bis zu 4,0 ab. Das bewirkt ein Massensterben von Mikroorganismen. Die Darmschleimhaut wird durch den sauren Wert geschädigt.

Schließlich können schädliche Abbauprodukte und Zellwandbausteine der toten Mikroorganismen über die geschädigte Darmwand in die Blutbahn gelangen. Das Immunsystem ist in Alarm, es kann zu schockartigen Zuständen kommen, die Durchlässigkeit der Blutgefäße verändert sich. Feine Blutgefäße werden verstopft. Betroffene Gewebe schwellen an, in der Huflederhaut kommt es zur so genannten Hufrehe. Es findet eine allergische Sensibilisierung statt, die für die weitere Haltung des Pferdes problematisch ist.

Fruktane, in botanischer Literatur teilweise auch als Laevane bezeichnet, sind in Gräsern völlig normale Bausteine. Es handelt sich dabei um einen Sammelbegriff, der unterschiedlich lange Fructosyl-Zucker bezeichnet. Die Konzentration ist nicht konstant, sondern abhängig von Grasart, Zuchtsorte, Boden und Klimabedingungen, also Temperatur, Sonneneinstrahlung, Niederschlag und Luftfeuchtigkeit, und kann beträchtlich schwanken.

Einige Beispiele:
Knaulgras enthält pro Kilo Trockenmasse Gras nur 8 Gramm bei Wärme (11 bis 25 Grad Celsius) 130 Gramm bei niedrigen Temperaturen (5-10 Grad Celsius). Wiesenschwingel enthält bei warmen Temperaturen kein Fruktan, bei 5 bis 10 Grad Celsius 220 Gramm; Deutsches Weidelgras enthält 10 bis 210 Gramm; in Lieschgras konnten Konzentrationen von 2 (Wärme) bis 111 Gramm (Kälte) pro Kilo Grastrockenmasse nachgewiesen werden.

Wie sind diese Werte für Pferde einzustufen?
Als Auslöser klinischer Hufrehe rechnet man mit 7,5 Gramm Fruktan pro Kilogramm Lebendgewicht (LG) des Pferdes, als kritisch gelten bereits 5 Gramm/Kilogramm LG. Ein Pferd frisst pro Tag ca. 2 bis 2,5 Prozent seines LG als Trockensubstanz. Frisches Gras enthält etwa 20 Prozent Trockensubstanz.

Angenommen, ein Pferd wiegt 500 Kilogramm und frisst am Tag 500 mal 2,5 Prozent = 12,5 Kilogramm Trockensubstanz Gras, entsprechend 62,5 Kilogramm frischem Gras. Bei ungebremster Fressleidenschaft in 24 Stunden durchaus ein möglicher Wert.
Dann hätte dieses Pferd bei dem Weidelgras aus der Tabelle unter kalter Witterung 12,5 x 210 : 500 = 5,25 Gramm Fruktan pro Kilogramm LG aufgenommen und liegt dann im kritischen Bereich. Zwar frisst das Pferd diese Menge über 24 Stunden verteilt und nicht auf einen Schlag. Doch gibt es unterschiedlich empfindliche Tiere und unterschiedlich effektive Verdauungstypen.

 

Belastungsrehe
Hier liegt ein mechanischer Auslöser vor: entweder wird durch falsche Hufbearbeitung bzw. zu lange Beschlagsintervalle die Huf-Balance so nachhaltig gestört, das es zu einer Überlastung kommt. Die einseitige Belastungsrehe entsteht aufgrund von Schonhaltungen der Nachbarextremitäten (nach Verletzung etc.) und führt zu Gefäßschäden und damit zu einem Erguß von Blutflüssigkeit ohne Blutkörperchen (Serum) in der Lamellenschicht. Tritt dieser Effekt nun an der Huflederhaut ein, wo für eine Schwellung kein Platz ist, schiebt sich die Flüssigkeit zwischen Lederhaut und Hornschuh. Hier bewirkt sie infolge des Druckanstiegs starke Schmerzen sowie recht schnell eine Lockerung des Verbandes Lederhautlamellen - Hornlamellen. Außerdem wird durch den Druckanstieg die Durchblutung nach und nach schlechter, da die Gefäße zusammengedrückt werden.

 

endokrinen Störungen wie EMS und ECS als Auslöser
Sowohl beim Equinen Metabolischem Syndrom (EMS) als auch beim Equinen Cushing-Syndrom (ECS) liegt eine Insulinresistenz zugrunde. Beide Erkrankungen kann man im Anfangsstadium fast nicht äußerlich erkennen.
Welche Mechanismen bei Insulinresistenz zur Hufrehe führen hat Herr Dr. C. A. Bingold, Pferdeklinik Großostheim auf seiner Internetseite EMS sehr anschaulich erklärt.